Phase III
Phase III
Mein Bandprojekt “Sucide Booth” habe ich euch ja schon vorgestellt.
Nun folgt „Phase III“: Mit dem DJ Frank Ottenbacher, dem Betreiber des Nerodoms in München, habe ich das Projekt 2005 gegründet. Frank kam während einer Nacht in besagtem „Nero“ auf mich zu (nach einem Auftritt von mir) und erzählte mir von seiner Idee, der schwarzen Szene generell mehr „musikalisches Können“ angedeihen zu lassen. Wir fanden beide, dass in den Songs oft eine gewisse Raffinesse fehlte, sie waren oft sehr eintönig.
Der Sänger Steffen Maywald und der Künstler Peer Vanzo (Varieté-Künstler, Autor und Trauerredner) vervollständigten unser Quartett. Außerdem waren bei sehr vielen Stücken noch eine Reihe von Gastsängern- und Musikern, bei einem Album auch Sprecher, mit von der Partie. Da wären zum Beispiel Ivan Hajek, Florian Schwartz, Steve Hooks, Evelyn Man zu erwähnen – und noch viele mehr.
Beim Bandnamen mussten wir länger überlegen, aber schließlich konnte sich mein Vorschlag „Phase III“ durchsetzen. Das ist abgeleitet vom Science-Fiction-Streifen „Phase IV“, dessen Titel ich toll fand, die “III“ anstelle der „IV“ gefiel uns dann optisch besser. Anke Koopmann hat unser Logo designt, das an gestanztes Metall erinnert (wie bei dem Albumcover „1984“ von den Eurythmics).
So sah es dann aus: Frank hatte die Gesamtleitung inne und gab die Richtung vor. Peer wurde die künstlerische Leitung anvertraut (wie muss es ausschauen die Videos, Outfits, Bühnenshow betreffend). Steffen war unser Sänger und somit Frontmann. Meine Wenigkeit war zuständig für die musikalische Leitung und die Musik-Erstellung. Texte schrieben wir alle.
Jedoch gab es noch ein Problem: Wir machten zwar Songs, aber wir waren und hatten keine Band, es fehlten die Live-Musiker. Daher konnten wir nicht auftreten. Es gab auch noch kein Programm. Zwei Titel waren aber schon fertig. Doch: wie sollten wir ausprobieren, ob das, was wir tun, auch ankommt?
...Radio? Schwierig, wenn man nicht etabliert ist. Auftritte? Ging ja nicht, aus oben genannten Gründen.
Die Lösung: Frank hatte ja seinen eigenen Club, indem er auch der Resident war (DJ Leviathan). Also konnte er die Lieder einfach mal ins Programm nehmen, ohne, dass wir erst jemanden lange hatten bitten müssen. Für uns hatte das gleich drei Vorteile: So konnten wir unsere Musik erstens einem Publikum zugänglich machen und zweitens sie gleich dabei noch testen und erhielten umgehend Feedback. Weil Frank auch nicht einfach irgendein DJ war, sondern über ein gewisses Renommee verfügte, galt die Tatsache, dass er die Singles auflegte, gleich auch als positives Werturteil. Musste ja nicht jeder wissen, dass er selbst zum Projekt dazu gehörte… Es funktionierte :-)
Nachdem wir unsere Songs sukzessive über diese Methode verbessern konnten, auch den ein oder anderen Titel verwerfen mussten, hatten wir irgendwann ein Repertoire. Unsere Szenekontakte konnten wir nutzen, um unsere besten Titel auf Compilations unterzubringen, noch bevor wir unser erstes Album gemacht hatten. Darauf gab es schon mal positive Presse-Resonanz, und unser Bekanntheitsgrad in der Szene erhöhte sich schlagartig.
2006 feierten wir unseren ersten größeren Erfolg mit dem Titel „Trauermarsch“ (den werde ich bei Gelegenheit hier auch einmal vorstellen). Wir fertigten unseren ersten Video-Clip für YouTube an.
Darauf stellten wir eine Band zusammen. Denn nun wollten wir auch Konzerte spielen, unser Wirken breiter aufstellen. Wir engagierten also Gitarristen, Background-Sänger, Frank hat die Drums gemacht, ich spielte Keyboard. So konnten wir endlich auch Live-Auftritte wahrnehmen.
Die Idee, ein Album zu erstellen, kam uns erst spät. Und hauptsächlich auch nur deshalb, weil die Leute es ausdrücklich verlangten. Wir hatten bisher ausschließlich digital veröffentlicht, hatten hierfür sogar einen eigenen Online-Shop, der gut funktionierte.
„Es wird dunkel“ war dann im Jahre 2009 unser erstes Album. Es ging auch direkt in die Deutschen Alternativen Charts.
Unser Vorteil war, dass wir die Band haben sich langsam entwickeln lassen, wir haben uns dabei Zeit gelassen und sind diesen Weg mit den Fans zusammen gegangen. Außerdem beruhte unser Erfolg meines Erachtens auf der Tatsache, dass unsere Musik sehr vielfältig und unterschiedlich daherkam, mit Gitarren durchsetzt, dann wieder mit mehr Popelementen, mit Elektro-Anklängen, mit Zitaten von den Klassikern.
Ein Beispiel für die musikalisch und textliche Vielfalt ist unser 2006 herausgebrachtes Konzept-Album „nach(t)vertont“. Auf Initiative von Peer vertonten wir darin 23 Gedichte vom „NachtPoeten“ Stefan Brinkmann in unterschiedlichster Manier.
Ich habe den anderen in diesem Feld Agierenden, speziell in der deutschen Schwarzen Szene, eine gewisse Engstirnigkeit und Perspektivlosigkeit vorgehalten, denn mir war aufgefallen, dass sie privat fast nur schwarzen Sound hörten, nicht aber zum Beispiel mal ABBA, mal Klassik oder etwas anderes. Meiner Meinung nach kann man sich aber nur musikalisch weiterbilden, indem man mal über den Tellerrand hinausschaut. Das hat man mir in der Szene übel genommen und mir als arrogant ausgelegt.
Die Richtung, die von den Projektbeteiligten nach 2009 eingeschlagen wurde, verließ aber leider den Weg des Ausprobierens, der Vielseitigkeit und der Kreativität. Einige wollten in Musik und Texten simpler werden, mehr angepasst an das Übliche, was man so kennt, das chartstauglich ist. Dummerweise hatten sich zwei komplett verschiedene Richtungen als erfolgreich erwiesen, auf der einen Seite die eher gitarrenlastige und raffiniertere Schiene – und auf der andere die simplere, massenkompatible. Letztere konnte sich durchsetzen. Diesen Weg war ich nicht bereit, mitzugehen.
Man kann sagen, wir sind über unseren eigenen Anspruch gestolpert, über den Wunsch, uns auszuprobieren und herauszufinden, was unser Sound ist.
Seit 2009 haben wir nichts mehr gemacht, jedoch haben wir das Projekt auch nie beendet...